Der Verwaltungsbereich war von den Neuregelungen des Gesundheitsstrukturgesetzes besonders belastet. Dessen Arbeit war gekennzeichnet von den Vorbereitungen zur Einführung der nach der novellierten Bundespflegesatzverordnung ab 1996 geltenden neuen Abrechnungsformen wie Fallpauschalen, Sonderentgelten, Abteilungs- und Basispflegesätzen. Diese Neuregelungen, die durch mehrere Änderungsverordnungen immer wieder angepaßt wurden, hatten große Auswirkungen auf die Gewährleistung eines gesicherten Abrechnungsverfahrens.
Eine wesentliche Verschärfung der Finanzsituation trat durch die Sparbeschlüsse der Landesregierung ein, die für das Universitätsklinikum zu einer Kürzung des Landeszuschusses für Forschung und Lehre im Jahr 1996 um mehr als 24 Mio. DM führten. Die sowohl auf Landes- wie auf Bundesebene beschlossenen Sparmaßnahmen haben sich besonders im Baubereich bemerkbar gemacht.
Für den Landeshaushalt ist zu beklagen, daß insbesondere im Bereich der Einzeltitel, d.h. bei großen Baumaßnahmen mit mehr als 2,5 Mio. DM Baukosten, verbindliche Aussagen über einen Finanzierungsbeginn nicht zu erhalten sind. Der gleichfalls aus dem Landeshaushalt zu finanzierende Sammeltitel für Baumaßnahmen zwischen 750.000,- DM und 2,5 Mio. DM ist bei weitem zu schwach ausgestattet. Aus ihm werden nicht nur alle Maßnahmen des Klinikums, sondern auch der Universität bedient. Das Kontingent für die nächsten Jahre ist praktisch ausgeschöpft. Die sich immer mehr verstärkenden Sparzwänge führen dazu, daß selbst elementare Vorhaben im Bereich des Klinikums - und der Universität - nicht mehr verwirklicht werden können.
Damit gerät das Universitätsklinikum in eine prekäre Situation. Einerseits drohen ordnungsrechtliche Auflagen mit möglichen Betriebsschließungen. Andererseits steht das Universitätsklinikum im Wettbewerb mit Krankenhäusern anderer, auch privater, Träger, der nur mit modernen Klinikeinrichtungen bestanden werden kann. Hochleistungsmedizin und moderne klinische Forschungen haben Anforderungen an Medizingebäude, für die eine ausreichende Finanzierung unabdingbar ist.
Auch bedürfen die komplexen und zeitaufwendigen Entscheidungen in der Bauverwaltung einer grundlegenden Änderung. Trotz der konstruktiven und gutwilligen Grundhaltung aller Beteiligten, ist zeitnahes und flexibles Bauen in diesen Strukturen nicht mehr möglich. Das Universitätsklinikum begrüßt es deshalb, daß den Klinika demnächst die Zuständigkeit übertragen werden soll, selbstverantwortlich im Rahmen der zur Verfügung stehenden Mittel über die notwendigen Baumaßnahmen zu entscheiden. Dabei muß es selbstverständlich sein, diesen Etat angemessen zu dotieren.
Trotz dieser unerfreulichen Situation ist es gelungen, verschiedene Vorhaben - zumindest im Planungsverfahren - voranzubringen:
Im Berichtszeitraum konnte ein wichtiger Schritt für die langfristig geplante Verlegung der klinischen Einrichtungen auf den oberen Schnarrenberg erreicht werden. Nach den in der Öffentlichkeit heftig geführten Diskussionen über die mögliche Bebauung des Steinenbergs haben Planungsausschuß und Gemeinderat der Stadt Tübingen die rechtlichen Voraussetzungen für ein Bebauungsplan-Verfahren geschaffen. Die notwendigen Baufenster für den Neubau der HNO-Klinik, der Mikrobiologie und der Virologie sowie des Sektionsbereiches des Anatomischen Institutes und damit der Standort für deren Gebäude sind festgelegt. Parallel dazu konnte erreicht werden, daß die Raumprogramme und auch die voraussichtlichen Baukosten von ca. 71 Mio. DM für die HNO-Klinik und ca. 45 Mio. DM für die Mikrobiologie/Virologie von den beteiligten Ministerien genehmigt wurden. Unter der Voraussetzung, daß die Finanzierung tatsächlich sichergestellt werden kann, könnte nach der planerischen Vorlaufzeit ein Baubeginn im Frühjahr 1998 erreicht werden. Die Einbindung des Neubaus für die MTA-Schule in diesen zeitlichen Rahmen ist derzeit noch offen. Es ist nicht auszuschließen, daß sie zusammen mit der Augenklinik, dem Lehr- und Forschungsgebäude und der Pathologie/Neuropathologie einem späteren Bauabschnitt vorbehalten bleiben muß.
Gleichen Planungs- und Genehmigungsstand weist auch der Neubau der Transfusionsmedizin mit einer Hauptnutzfläche von ca. 1.200 qm und voraussichtlichen Baukosten von ca. 13 Mio. DM auf. Sein Standort wird neben dem Versorgungszentrum sein. Wenn die Aufnahme in den 26. Rahmenplan nach Kategorie I erreicht wird und die Bundesbeteiligung gesichert ist, wird der Landesanteil aus eigenen Mitteln des Klinikums finanziert.
Neue Überlegungen werden für die Sanierung der Nuklearmedizin angestellt. Die dringlichen Auflagen des Gewerbeaufsichtsamtes hätten neben der Sanierung des bestehenden Gebäudes Röntgenweg 13 einen Anbau für die Unterbringung der Pflegestation, daneben aber auch die Einrichtung einer Dependance in der Medizinischen Klinik notwendig gemacht. Die finanziellen Aufwendungen hierfür wären nur geringfügig niedriger als ein Neubau auf dem Schnarrenberg, der zudem unter dem Gesichtspunkt Funktionalität und Wirtschaftlichkeit des Betriebsablaufes erhebliche Vorteile bieten würde. Das Klinikum wird deshalb versuchen, diesen Neubau anstelle der bisher geplanten Sanierung durchzusetzen.
Der Neubau der Kinderklinik im Verbund mit dem CRONA-Verbund und der Medizinischen Klinik macht enorme Fortschritte. Das Richtfest fand im Juli 1996 statt. Mit dem Bezug der neuen Räume kann in der zweiten Jahreshälfte 1998 gerechnet werden.
Im Talklinikum konnte die Grundsteinlegung für den zweiten Bauabschnitt der Frauenklinik/Neonatologie - der OP-Bereich und die Fernmeldezentrale für die Gesamtuniversität - erwartungsgemäß im Frühjahr 1996 erfolgen. Die Baubetreuung und auch die Finanzierung erfolgt durch die LEG, die auch für die Einhaltung des Terminplanes verantwortlich zeichnet. Der bisherige Fortgang läßt erwarten, daß nach kurzer Bauzeit von etwa zwei Jahren im Frühsommer 1998 die Baumaßnahmen abgeschlossen sein werden. Der fertiggestellte OP-Anbau bietet dann - zusammen mit dem Westflügel der Alten Chirurgie - die Möglichkeit, Teile der Augenklinik interimistisch unterzubringen, so daß dort mit den Arbeiten für eine Zwischensanierung begonnen werden kann. Das Finanzministerium hat die Finanzierung eines Teilbetrages der Gesamtaufwendungen von ca. 7,5 Mio. DM bereits ab Herbst 1997 in Aussicht gestellt.
Für die Psychiatrische Klinik konnte der Umbau des Gebäudes Stauffenbergstraße 10 auf dem Österberg, des früheren Altenwohnheims "Wielandhöhe", abgeschlossen werden. Für die Gerontopsychiatrische Tagesklinik stehen damit 20 Plätze für die Betreuung älterer Menschen zur Verfügung. Auch die Sanierung des Ostflügels im Hauptgebäude der Psychiatrischen Klinik konnte im Berichtszeitraum fertiggestellt werden. Mit einem Kostenaufwand von knapp 2 Mio. DM ist auch hier die Zwischensanierung einen großen Schritt vorwärts gebracht worden. Erhebliche Probleme bereitet jedoch der baulich-technische Zustand im Hinblick auf den vorbeugenden Brandschutz. Hier müssen in allernächster Zeit erhebliche Investitionen finanziert werden, für die ein Aufwand von ca. 2 Mio. DM nicht zu hoch geschätzt ist.
Die erwähnten Vorhaben werden aus den Baumitteln des Landeshaushalts abgedeckt. Darüber hinaus werden auch aus dem Klinikumshaushalt eine Reihe von Maßnahmen finanziert, die jährlich die Größenordnung von ca. 20 Mio. DM erreichen. Dazu gehört auch die Sanierung und der Umbau des früheren Schwesternwohnheimes Otfried-Müller-Str. 47 für die Unterbringung des Magnetenzephalographen (MEG), einem wissenschaftlichen Großgerät, das im Oktober 1996 geliefert wird und dort mit einer Bauinvestition von ca. 2 Mio. DM untergebracht wird.
Planerisch und finanziell abgesichert ist schließlich der Neubau eines tierexperimentellen OP┤s, für den die Zusage einer Bundesbeteiligung für Herbst 1996 erwartet wird, so daß mit einem Baubeginn möglicherweise noch in diesem Jahr gerechnet werden kann.
Aus dem Wirtschaftsplan des Klinikums wurde und wird eine Fülle weiterer mittlerer und kleiner Baumaßnahmen finanziert, aus der beispielhaft nur der Umbau im CRONA-Verbund für die Tagesklinik und den neuen Linearbeschleuniger der Strahlentherapie, die Unterbringung des neuen MR-Open für die Radiologische Diagnostik, der Umbau für neue Behandlungsstühle in der Zahn-, Mund- und Kieferklinik, aber auch rein technische Maßnahmen wie zwei neue Elektrohauptverteiler in der Medizinischen Klinik und der Austausch eines Leistungsschalters im CRONA-Verbund, der Reparaturarbeiten ohne Stromabschaltung ermöglicht, erwähnt werden sollen.
Durch den sehr stark reduzierten Investitionsmittelansatz verursacht, konnte nur ein geringer Teil der dringend notwendigen Ersatzbeschaffungen oder wichtiger Geräteneubeschaffungen vorgenommen werden. Hierzu zählen im Berichtszeitraum insbesondere der Erwerb eines Computertomographen und eines 2D/3D-Bildbearbeitungs- und Auswertesystems für die Radiologische Klinik, der Ausbau des Massenspektrometers der Medizinischen Klinik, die Beschaffung eines Ultraschall-Untersuchungsgerätes für die Kinderklinik, eines Lichtmikroskopes und eines Elektronenmikroskopes für das Pathologische Institut. Ferner wurde für das Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde ein EDV-Informations- und Abrechnungssystem beschafft, das Personalverwaltungssystem SAP-HR für die Verwaltung des Klinikums, sowie schließlich ein Leistungserfassungssystem für die Anaesthesiologie und das EDV-System FITMED für die Transfusionsmedizin. Die Warteliste für die Anschaffung dringend notwendiger weiterer neuer Geräteausstattungen hat sich weiter verlängert und die Ersatzgerätebeschaffung über das vergangene Jahr hinaus weiter verschlechtert.
Der gestiegene Sparzwang hatte zur Folge, daß die begonnene Bündelung von Ressourcen durch Klinikumsvorstand und Medizinische Fakultät weiter fortgesetzt wurde und der Mitteleinsatz verstärkt auf bestimmte Schwerpunkte gerichtet wurde. Hierzu zählt wie im vergangenen Jahr das an der Medizinischen Fakultät etablierte Forschungsprogramm des Tübinger Universitätsklinikums ("fortüne-Programm").
Kap. 8
Kap. 10
Presse
MAIL(michael.seifert@uni-tuebingen.de)
Presseamts-Info@www.uni-tuebingen.de(dezelski@uni-tuebingen.de) - Stand: 14.11.96 Copyright